23.09.2011 "So viel Zeit muss sein"

Plamie 22 "So viel Zeit muss sein"

In der vergangenen Sitzung ging es im Bauausschuss um den interfraktionellen Antrag zur Planie 22. Kommenden Donnerstag will der Gemeinderat endgültig über die Entwicklung des Heinzelmann Areals entscheiden – über den „Kompromiss vom Kompromiss“.

In der Kulturkonzeption wurde festgehalten: „Der Gemeinderat hat durch einen Beschluss sichergestellt, dass das Theater Die Tonne entweder am Standort Planie seinen Platz behalten oder an anderer Stelle adäquaten Ersatz erhalten wird“ (S. 177). und anderer Stelle: „Eine Großstadt braucht eine adäquate Theaterszene! Maßnahme: Etablierung eines Theaterraumes mit 300 bis 400 Plätzen, auf den sich das Theatergeschehen konzentrieren kann (S. 172).“ Die Kulturkonzeption als Grundlage einer Diskussion über die Entwicklung eines Theaterzentrums auf dem Heinzelmann Areals hat also nur ein Ziel: den Kulturstandort Reutlingen zu stärken.

Der jetzige Vorschlag ist eine abgespeckte Version der angestrebten ausstrahlungsstarken Theaterszene. Es gibt keinen Platz für die 300 bis 400 Plätze. Finanziert werden kann diese Variante mit städtischen Investitionen im Bereich von vermutlich 4 Mio. Euro ++. Diese Version ist allerdings umstritten. Architektonisch, städtebaulich, kulturpolitisch … aber er ist ein Kompromiss, der interfraktionell gefunden wurde.

Man mag es als Erfolg verbuchen, dass interfraktionelle Kompromissbereitschaft gegeben ist, um der Tonne ihre 2. Spielstätte sichern zu wollen. Aber die Lösung ist eben nur ein Kompromiss vom Kompromiss. Wirklich zufrieden muss man damit nicht zwangsläufig sein. Nicht umsonst gab es in der jüngsten Vergangenheit eine Gruppe von CDU-FraktionärInnen, die sich offen gegen diesen Entwurf aussprachen.

Und nun kommt ein Angebot von außen – von der Wendler-Gruppe. Sie würden gerne prüfen, ob die Ziele der Kulturkonzeption auf ihrem Gelände zu verwirklichen sind – denn sie wären offenbar bereit, auf ihre Kosten und Risiken in den Bau eines Reutlinger Theaterzentrums zu investieren und die Tonne dafür als langfristigen Mieter aufzunehmen.

Wir meinen, das klingt zunächst einmal verheißungsvoll. Und machbar. Und konkret. Und was den Standort angeht auch keinesfalls aus der Luft gegriffen. Immerhin stand das Wendler-Areal als Theaterstandort zur Disposition – allerdings handelte es sich um andere Gebäude und damals beherrschte die Diskothek Färberei 4 das Geschehen, was nicht mit den Zielen eines Theaterzentrums harmonierte, was u.a. dazu führte, dass man sich für ein Theaterzentrum auf dem Heinzelmann Areal entschied.

Was man damals noch nicht wusste: Wie teuer und kompliziert sich die Entwicklung des historischen Ensembles gestalten würde. Wie problematisch die Parksituation, die Verwirklichung von Außengastronomie, Freispielflächen…

Die jetzt öffentlich gewordene, angebotene neue Standortoption scheint zunächst eine ernstzunehmende adäquate Alternative. Anbindung und Parksituation, Ambiente und Ausbauoptionen eines 300 + Theatersaals wären möglicherweise gegeben. Die Ziele der Kulturkonzeption könnten dann verwirklicht werden. Und: der Stadt, also den Steuerzahlenden könnten Baukosten in Millionenhöhe erspart bleiben. Dies verändert eigentlich die bisherigen Diskussionsbedingungen grundlegend.

Der Kompromiss ist zustande gekommen, weil alle davon ausgegangen sind, das es keine Zukunft für die Tonne gibt OHNE einen solchen Kompromiss. Von dem her war das eine gute Sache. Doch jetzt ist die Situation verändert. Dem Kompromiss, der aus der Angst eines Verlusts geboren war, steht eine Option gegenüber, die das bieten könnte, was Reutlingen eigentlich wollte.

Umso mehr verwundern uns die bislang an die Öffentlichkeit gedrungenen Äußerungen, dass dieses Angebot gar nichts am bisherigen Kurs des Gemeinderates ändern wird. Für uns ist es völlig unverständlich, dass der Kompromiss vom Kompromiss einer Theaterlösung auf dem Heinzelmann-Areal, die auf völlig anderen Grundlagen erarbeitet wurde, nun am kommenden Donnerstag ohne ein Inne halten durch den Gemeinderat verabschiedet werden soll.

Das Angebot eröffnet doch eine völlig neue Basis für die gesamte Diskussion rund um die Kulturkonzeption zum Ausbau der Reutlinger Theaterkultur. Und daher müsste man es zumindest ordentlich prüfen. Das ist man nicht nur der Kulturkonzeption, sondern auch den Steuerzahlenden schuldig – auch wenn die Diskussion schon lange geführt wird. Doch die Lage ist möglicherweise nun eine ganz andere. Ob und was das für Tonne, das Heinzelmann-Areal, das Wendler-Areal und die Investitionskosten der Stadt bedeuten könnte, das muss unter Berücksichtigung der neuen Gesichtspunkte vor einer Entscheidung des Gemeinderates diskutiert werden. Zumal, wenn es keinen Zeitdruck von außen gibt, der begründen würde, warum man den Zeitplan (und den Standort) partout durchziehen muss, obwohl doch die Chance einer optimalen Reutlinger Lösung im Gegensatz zu einem Kompromiss vom Kompromiss gegeben sein könnte.

Wir meinen: Prüft das ordentlich, bevor ihr etwas bezüglich Planie 22 entscheidet! So viel Zeit muss sein.


siehe auch die Pressemitteilung hier......


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